Schon gewusst? Majak und der Karatschai-See

Wer kennt eigentlich Majak? Vermutlich immer noch sehr wenige. Dabei sollte man Majak eigentlich kennen. Den Reaktorbrand in Tschernobyl kennt schließlich so ziemlich jeder.


Majak ist neben einem russischen Radiosender auch eine Atomanlage in Russland gewesen. Das „Chemiekombinat von Majak“ umfasst etwa eine Gesamtfläche von 90km², von denen einige Hektar auf den Kern der Anlage mit den Reaktoren abfallen.
Heute befinden sich auf dem Gelände laut Wikipedia

  • unter anderem eine Wiederaufbereitungsanlage
  • sieben Reaktoren (zwei davon betriebsfähig)
  • und ein Lager für radioaktive Abfälle.

Die Unfälle und Umweltzerstörung sind deutlich schlimmer als bei der Tschnernobyl-Katastrophe.
Laut Wikipedia wurden zwischen 1949 und 1956 „atomare Abfälle aus der Atomanlage Majak zunächst ausschließlich direkt in das Tetscha-Flusssystem entsorgt„. Die sehr schnell auftretenden massenhaften Folgen von Strahlungsschäden bei der Bevölkerung der Umgebung und den Arbeitern führten dazu, dass „ab 1951 die Abfallströme nach und nach in den Karatschai-See umgeleitet“ wurden. „Diese Praxis hielt bis 1953 an. (..) Dann begann man den Müll in Tanks zu deponieren und die Einleitungen in den See wurden deutlich reduziert. Einer jener Tanks explodierte schließlich 1957 bei der Katastrophe von Kyschtym. Der Kyschtym-Unfall im Jahr 1957 ist „die bisher vom Schadensausmaß gravierendste nukleare Havarie„.

Warum aber kennt so gut wie jeder Tschernobyl und nur so wenige Majak?
Laut Wikipedia liegt es an „der umfangreichen Medienberichterstattung über den Reaktorbrand in Tschernobyl und der jahrzehntlangen strengen Geheimhaltung des Majak-Unfalls„.

Laut Wikipedia begann der Karatschai-See in den 1960ern auszutrocknen. „Seine Oberfläche verkleinerte sich von 0,5 km² im Jahr 1951 (..) auf 0,15 km² Ende 1993. Nach einer Trockenheit trug der Wind im Jahre 1968 radioaktiven Staub von der trockengelegten, früher vom See bedeckten, Fläche weg und belastete eine halbe Million Menschen sowie eine Fläche von 1800 km²“ mit einer Strahlung, die „ähnlich viel ist wie in Hiroshima, nach dem Abwurf der Atombombe Little Boy„.
Die Verseuchung der Gegend liegt laut Wikipedia nach unterschiedlichen Quellen bei der doppelten bis sechsfachen Menge des in Tschernobyl freigesetzten Materials. „Im Unterschied zu Tschernobyl wurde das Material aber nur lokal und regional verteilt. Es wurde auch durch mangelnde Aufklärung, nur sporadische Evakuierung der Bevölkerung und unzureichende Entseuchung ein deutlich größeres Maß an Schäden und insbesondere Folgeschäden verursacht.

Zur Gegenwart und Zukunft des Karatschai-See schreibt Wikipedia, dass gegenwärtig die Strahlungsintensität am Ufer des Sees für einen Menschen nach fünf bis 15 Minuten Aufenthalt die tödliche Dosis erreicht. „Nach einer vollen Stunde Aufenthalts am See tritt der Tod nach wenigen Stunden ein, mitunter sogar bereits am Ende der Stunde.
Es kann für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden, dass das Wasser des Sees über Grundwasserströme in Kontakt mit dem Fluss Tetscha und damit dem Ob kommt. Auf diese Weise könnte die Radioaktivität auch den Arktischen Ozean erreichen.(..) ‚Wenn sich die Radioaktivität des Karatschai-Sees in den Arktischen Ozean, eine der letzten großen Wildnisse, ergießen sollte, könnte sie die halbe Erde verseuchen.‘

Anfang 2003 wurde der Betrieb der Atomanlage gestoppt, „der benachbarte Karatschai-See gilt heute als der am stärksten verschmutzte Ort der Erde„.

(Quellen: Wikipedia: Majak und Wikipedia: Karatschai-See)